Studieren ohne Abitur

Nein, eine Grundschulempfehlung entscheidet heute nicht mehr allein über die Berufswege für Schülerinnen und Schüler. Denn kein Abitur heißt heute nicht mehr zwingend: Kein Studium. Mit Fleiß und Ausdauer können heute auch junge Menschen ohne Abitur studieren. Denn glücklicherweise ist die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung immer größer geworden. So nutzen derzeit bundesweit knapp 60.000 Menschen diese Möglichkeit. 7.200 beruflich Qualifizierte schlossen ihr Studium im Jahr 2016 erfolgreich ab. In den sieben Jahren zwischen 2010 und 2016 erwarben so ungefähr 32.000 Menschen einen akademischen Titel ohne Abitur. Wie genau das funktioniert, ist in Deutschland in jedem Bundesland leider anders geregelt, da der Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte in den Hochschulgesetzen verankert ist und dies sind Landesgesetze. Dennoch lassen sich grob drei Wege ins Studium ohne Abitur oder Fachhochschulreife skizzieren:

Absolventen und Absolventinnen von Meister- und anderen hochqualifizierten Berufsbildungsabschlüssen

Unter bestimmten Voraussetzungen können sie direkt mit einem Studium beginnen, wobei sie auch das Studienfach frei wählen können. Dabei sind allerdings unterschiedliche Detailregelungen in den Bundesländern zu beachten. Welche Berufsbildungsabschlüsse gelten in diesem Zusammenhang i.d.R. als hochqualifiziert:

  • Nach §§ 45, 51a und 122 der Handwerksordnung Meister und Meisterinnen im Handwerk.
  • Sofern der Fortbildungsabschluss nach den Prüfungsregelungen der §§ 53, 54 Berufsbildungsgesetz (BBiG) sowie nach §§ 42, 42a HwO abgelegt wurde und sofern die Lehrgänge mindestens 400 Unterrichtsstunden umfassen sind Inhaber(Innen) dieser Fortbildungen zugelassen.
  • Inhaber(innen) vergleichbarer Qualifikationen im Sinne des Seemannsgesetzes (staatliche Befähigungszeugnisse für den nautischen oder technischen Schiffsdienst);
  • Erfolgreiche Absolventen von Fachschulen, entsprechend der „Rahmenvereinbarungen über Fachschulen“ der Kultusministerkonferenz in der jeweils geltenden Fassung;
  • Bei Berufen im Gesundheitswesen sowie im Bereich der sozialpflegerischen und sozialpädagogischen Berufe für  Inhaber(innen) vergleichbarer landesrechtlicher Fortbildungsregelungen.

Personen, die über eine abgeschlossene Berufsausbildung und Berufserfahrung verfügen:

Sofern das angestrebte Studium eine fachliche Nähe zum erlernten Beruf aufweist, können sie unter bestimmten Voraussetzungen direkt mit dem Studium beginnen. Auch hier sind wieder unterschiedliche Regelungen in den Bundesländern zu beachten.

Zwei Wege sind hier jedoch heute die Regel:

Hochschulzugang über eine Zulassungsprüfung: Hier ist eine Eignungsprüfung zu absolvieren, die die Studierfähigkeit testet. Wird bei BewerberInnen angewendet, die zusätzlich zur reinen Berufsausbildung keine Aufstiegsfortbildung absolviert haben. Hochschulzugang über Probestudium: Das Probestudium kann zwei bis vier Semester dauern. Nimmt der Bewerber oder die Bewerberin erfolgreich daran teil, wird er/sie zum Studium an der Hochschule zugelassen.

Personen ohne Abitur und Fachhochschulreife im Allgemeinen:

Sie können die Hochschulzugangsberechtigung durch Ablegen einer Begabtenprüfung erhalten.

Direkt nach der Lehre studieren

Das geht: In Hessen und in Rheinland-Pfalz. 235 Studierende profitieren von dem Modellversuch zum Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte in Hessen. Denn da können junge Leute, wenn sie eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können, auch ohne Berufserfahrung und Abitur ein Studium aufnehmen. Und das Konzept findet Anklang. So haben im Wintersemester 2016/17 85 Teilnehmer ein Studium bekommen, im Sommersemester 2017/18 kamen dann fast doppelt so viele, nämlich genau 150 Studierende dazu. Der Modellversuch soll die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung noch weiter verbessern.

Wer also einen mittleren Bildungsabschluss besitzt und bereits über eine dreijährige anerkannte Berufsausbildung mit Abschlussnote 2,5 oder besser besitzt, erhält einen prüfungsfreien Zugang zu allen gestuften Studiengängen des Landes. Und das ist eine enorme Erleichterung in der Zugangsberechtigung. Normalerweise müssen Studienbewerber neben der abgeschlossenen Berufsausbildung noch drei Jahre Berufserfahrung, eine erfolgreich absolvierte Hochschulzugangsprüfung und ggf. noch eine spezifische Weiterbildung vorweisen.

Erfüllst du die Vorraussetzungen, kannst du fast überall alles studieren, auch ohne Abitur. Die Fachleute sind sich einig, dass sich die Zahl der Studienanfänger in Deutschland schnell und spürbar erhöhen muss. Und um den Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal auch in Zukunft decken zu können, legen die Verantwortlichen ihr Augenmerk auch auf junge Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung und entsprechender Erfahrung.

Voraussetzungen

  • Du musst mindestens eine abgeschlossene Berufsausbildung und mehrere Jahre Berufstätigkeit vorweisen oder
  • über 5 Jahre Kindererziehung oder die Pflege eines Angehörigen nachweisen,
  • Eignungs- oder Begabtentests bestehen,
  • alternativ zusätzliche Leistungsnachweise erbringen (z.B. Fortbildung zum Meister oder Fachwirt) und
  • eventuell ein Probetudium absolvieren.

Wer am Ende des Studiums das Diplom erwerben will, muss bis dahin auch noch das Abitur nachholen. Du siehst, einfach ist das nicht, aber das ist es schließlich nie. Genaueres zu deinen Möglichkeiten erfährst du an der Hochschule deines Vertrauens.

Hürden des Studiums

So wichtig der erweiterte Zugang zum Studium auch ist, eins brauchen alle Studierende: Zeit! Zeit, sich auf die neue Art des Lernen einzustellen, Zeit, die gewaltigen Stoffmengen zu strukturieren und zu organisieren (von Lernen wollen wir noch gar nicht reden), Zeit auftretende Fragen mit KommilitonInnen zu klären und so weiter und so weiter.

Erschwerend für die berufsqualifiziert Studierenden ist es häufig auch, dass sie das „Hotel Mama“ schon lange verlassen haben, d.h. hier erfolgt kaum noch zeitliche (Essen / Wäsche) oder finanzielle Unterstützung. Gut beraten ist hier, wer hier schon im Vorfeld finanzielle Reserven angelegt hat. Denn Zeit nebenher zu jobben oder im alten Beruf weiterzuarbeiten, haben die Wenigsten. Und wenn, dann geht es meistens zu Lasten des Studiums. Und das ist nicht nur gefährlich, sondern häufig auch ökonomisch unsinnig. So kann eine Studienfinanzierung Zeit für das Studium schaffen, die Zeitdauer des Studiums verkürzen und einen besseren Abschluss ermöglichen. Und dann wird die Studienfinanzierung zu einer Investition in sich selbst, mit klar positiver Rendite. Schau Dir doch mal Deine Möglichkeiten auf bildungsfonds.de an. Weitere Infos auch unter Studienfonds.