Wie entstehen Lernblockaden?

Lernblockaden und wie sie entstehen

Lesestunde. Antonia kommt beim Vorlesen dran. Im Text sind schwierige, neue Wörter. Antonia verliest sich mehrmals. Als sie die Klasse lachen hört, ist ihr das sehr peinlich. Ihr Gesicht wird rot und heiß, die Buchstaben verschwimmen vor ihren Augen. Sie fühlt sich ganz verwirrt und macht noch mehr Fehler. Am Beginn der nächsten Lesestunde erinnert sich Antonias Körper genau an das Gefühl vom letzten Mal. Ihr Gesicht wird rot und heiß und sie fühlt sich ganz verwirrt, noch bevor sie mit Lesen drankommt. Als sie dann liest, macht sie noch mehr Fehler. In Zukunft versucht sie, sich vor dem Lesen zu drücken und Lesen zu vermeiden, wo es irgendwie geht.

Jahre später an der Uni – sie hat den Vorfall längst vergessen – taucht immer wieder diese Konfusion auf, wenn sie etwas vortragen soll. Wenn sie vor einer Gruppe von Menschen sprechen soll, bekommt sie ein rotes, heißes Gesicht, was immer sehr unangenehm ist, und weiß nicht warum. Anstrengen, Bemühen, Üben helfen nicht, wenn eine Blockade durch emotionalen Stress vorliegt. Emotionaler Stress beeinträchtigt die Leistungs- und Lernfähigkeit jedes Menschen erheblich. Warum dies so ist, soll hier an einem vereinfachten Modell der Informationsverarbeitung aufgezeigt werden.

Modell der Informationsverarbeitung

Informationen verschiedenster Art strömen ständig auf uns ein. Aus diesen verschiedenen Informationen (Geräusche der Umgebung wie Telefon, Autolärm, Unterhaltungen anderer, Radio, Lichtverhältnisse, Lerntext etc.) muss unser Arbeitsspeicher innerhalb knapp einer Millisekunde entscheiden, welche Informationen es wert sind, weitergeleitet zu werden, welche bekannt sind (diese sind schon im Langzeitgedächtnis) und welche neu sind. Eine neue Information, die in das Kurzzeitgedächtnis gelangt, verbleibt dort für ca. 24 Stunden. Allerdings: Wird diese neue Information nicht innerhalb von 90 Minuten auf irgendeine Art und Weise bearbeitet (Rehearsal), wird sie nicht ins Langzeitgedächtnis weitergeleitet. Was dort aber ankommt, kann auch wieder abgerufen werden. Nun wird aber alles, was wir im Langzeitgedächtnis ablegen, immer mit Emotionen verbunden. Das heißt, allem, was wir dauerhaft lernen, liegt eine Emotion zugrunde; denn was für uns „nichts bedeutet“, also keiner Sinnhaftigkeit unterliegt, wird nicht abgespeichert. Das bedeutet aber auch, dass die emotionalen Inhalte, die mit einer neuen Information im Langzeitgedächtnis abgelegt werden, automatisch beim Abrufen dieser Information wieder aktiviert werden. Man kann also festhalten: Wenn ich unter Angst, Druck und Furcht lerne, rufe ich diese Gefühle automatisch wieder ab, wenn ich in der entsprechenden Arbeits- oder Prüfungssituation bin. Es kommt zu Lernblockaden und im Weiteren zur Prüfungsangst. Wichtig ist also, sich gute Bedingungen für das Erlernen und Abrufen neuen Stoffs zu schaffen.