Das Bewerbungsanschreiben

In einer Stellenausschreibung eines Unternehmens werden meist die Maximalanforderungen an die ausgeschriebene Stelle genannt. Lassen Sie sich davon nicht entmutigen, da diese in der Regel nicht alle umfassend erfüllt werden müssen. Häufig werden Lücken in der fachlichen Qualifikation in Kauf genommen, wenn die Chemie zwischen Arbeitgeber und Bewerber stimmt. Man kann alles erlernen, aber die persönlichen Eigenschaften sind kaum zu ändern. Darum ist die Persönlichkeit meist entscheidend bei der Stellenbesetzung. Das Anschreiben bietet Ihnen über den Lebenslauf hinaus die Möglichkeit, zusätzliche Informationen zu Ihrer Person und der Motivation Ihrer Bewerbung bei dem Unternehmen darzustellen.

Inhaltlicher Aufbau eines Bewerbungsanschreibens

Warum bewerben Sie sich auf diese Position? Was motiviert Sie, sich bei diesem Unternehmen zu bewerben und welche Wissens- und Erfahrungsschwerpunkte besitzen Sie, die für das Unternehmen von Interesse sein könnten? Was sind Ihre Interessenschwerpunkte und Ihre beruflichen Ziele? Liefern Sie dem Unternehmen Argumente, die für Ihre Einstellung sprechen. Nehmen Sie sich für die Formulierung Ihres Schreibens ausreichend Zeit. Hatten Sie bereits im Vorfeld telefonischen Kontakt zu dem Unternehmen, um Informationen zur Ausschreibung zu beziehen, können Sie dies als Einstieg Ihres Anschreibens verwenden. Der Hauptteil dient der Darstellung Ihrer Fähigkeiten und Kenntnisse.

Anhaltspunkte können unter anderem Ihre Sprachkenntnisse, Praktikumserfahrungen oder Prüfungsthemen (Abschlussarbeit) sein. Nutzten Sie hier auch Ihre Erkenntnisse aus der Selbsteinschätzung (Selbstmarketing). Sind in einer Stellenanzeige explizite, spezielle Kenntnisse oder besondere persönliche Eigenschaften gefordert, nehmen Sie dies als Anregung auf. Legen Sie beispielhaft dar, warum Sie über diese Kenntnisse und/oder Eigenschaften verfügen. Ein Unternehmen möchte die ausgeschriebene Stelle immer optimal besetzen. Wenn Sie sich auf die Adjektive und Inhalte der Stellenausschreibung beziehen, kommen Sie besser durch die Vorauswahl, da Sie schon auf die Ausschreibung „passen“.

Haben Sie eine hervorragende Note in Ihrer Abschlussarbeit oder besondere Auszeichnungen im Studium erhalten, ist es durchaus legitim, sich darauf im Anschreiben zu beziehen. Doch vermeiden Sie bitte die eigene Bewertung von Ihren Leistungen und Kenntnissen. Sie könnten dadurch den Eindruck der Überheblichkeit vermitteln. Statt „Meine Englischkenntnisse sind hervorragend“ schreiben Sie lieber „Während meines Auslandssemesters in Melbourne konnte ich meine Englischkenntnisse anwenden und verbessern“. Nach den Aussagen vieler Personalmanager fällt der erste Blick zwar nicht auf das Anschreiben (Foto und Lebenslauf werden meist zuerst geprüft), sollte der Eindruck jedoch gut sein, wird das Anschreiben für die nächsten Schritte umso wichtiger. Vermeiden Sie im Anschreiben die erneute Darstellung Ihres Lebenslaufs.

Klasse statt Masse!

Was Sie vermeiden sollten: Redundante Informationen, die Rechtfertigung Ihrer Bewerbung oder ggf. Ihres (vermeintlich zu langen oder zu ungeraden) Studienverlaufs, standardisierte Anschreiben eines Bewerberhandbuchs, witzige oder fachlich kaschierende Formulierungen haben nichts in Ihrem Anschreiben zu suchen. Abkürzungen mindern die Leserfreundlichkeit und wirken unhöflich.

Sie signalisieren damit, dass Sie sich für den Empfänger nicht die Zeit nehmen, Wörter auszuschreiben. Oft leidet sogar die Verständlichkeit, da einige Ihnen geläufige Abkürzungen dem Empfänger Ihres Briefs möglicherweise unbekannt sind. Ausnahmen stellen die Abkürzungen „usw.“ und „usf.“ dar. Sie werden wie ganze Wörter behandelt. Also nie ausschreiben! Schreiben Sie nicht in der Betreffzeile: „Betreff Bewerbung“, sondern „Bewerbung als“ und fügen Sie die Jobposition an. Vermeiden Sie konjunktivische Schreibweise, z. B. „Ich würde mich über eine Einladung zum Vorstellungsgespräch sehr freuen“. Schreiben Sie direkt: „Ich freue mich auf unser Vorstellungsgespräch, in dem wir weitere Punkte besprechen können.“ Es reicht, das Wort „Anlagen“ am unteren Ende des Anschreibens zu vermerken. So signalisieren Sie, dass weitere Unterlagen mitgeschickt wurden. Machen Sie keinen Doppelpunkt und unterstreichen Sie das Wort nicht.

In der Kürze liegt die Würze

Das animiert den Leser zum Weiterlesen. Setzen Sie Ihre Kernbotschaft im Anschreiben ab, fassen Sie sich kurz und schreiben Sie prägnant. Schreiben Sie in Block- oder Flattersatz (besser lesbar und durchgesetzt hat sich der Flattersatz). Die Schriftgröße sollte 12 Punkt sein (mit einem einheitlichen Schriftbild in allen Unterlagen arbeiten Sie empfängerorientiert). Verwenden Sie Arial oder eine ähnlich neutrale Schrift. Wie eine Onlinebewerbung optimiert wird erfahren Sie hier.

Das Anschreiben sollte nicht mehr als eine Seite umfassen. Schreiben Sie auf Höhe der Anrede das Datum und den Ort. Beachten Sie, dass das Anschreiben bei dem Unternehmen bleibt und legen Sie es auf die Bewerbungsmappe oder heften Sie es oben auf. Geben Sie in Ihrem Anschreiben (Briefkopf) Ihre vollständige Anschrift an sowie die Mobilnummer und E-Mail-Adresse für eine schnelle Erreichbarkeit. Ist Ihnen der Ansprechpartner bekannt, schreiben Sie diesen in den Briefkopf (lassen Sie „z. H.“ („zu Händen“) weg, „Herrn/Frau“ reicht völlig aus). Sollten Sie sich auf eine Chiffrenummer bewerben, schreiben Sie diese in den Betreff. Der Betreff wird fett markiert, er hebt sich so vom allgemeinen Anschreiben besser ab. Strukturieren Sie das Anschreiben sinnvoll und machen Sie Absätze. Unterschreiben Sie es mit Vor- und Zunamen (wirkt persönlicher).

Bewerbungsanschreiben

Egal ob Du dich für ein Praktikum interessierst oder für ein konkretes Jobangebot – die schriftliche Bewerbung ist der erste Schritt, um sich dem Unternehmen vorzustellen. Die Gestaltung des Anschreibens ist dabei wohl das schwierigste, denn dieses ist immer wieder individuell auf das jeweilige Jobangebot auszurichten. Allgemein gehaltene Standardanschreiben werden bei einer hohen Bewerberzahl sofort aussortiert und landen auf dem Absagestapel. Nur wer sein Anschreiben gezielt formuliert, wird es schaffen, zu einem Gespräch eingeladen zu werden.

5 Schritte zu einem individuellen Anschreiben

  1. Auswertung der Stellenanzeige

Du hast ein für Dich interessant klingendes Jobangebot entdeckt? Dann solltest Du zunächst anhand der Anzeige prüfen, welche Anforderungen an den Bewerber gestellt werden. Dies kannst Du in der Regel aus den Formulierungen in der Anzeige ableiten. Basisanforderungen sind durch Formulierungen wie ‚unbedingt erforderlich’ ersichtlich, positive Zusatzqualifikationen werden oft mit ‚wünschenswert’ umschrieben. Schreibe Dir die fachlichen wie persönlichkeitsorientierten Anforderungen raus und schätze Dich zu jeder einzelnen Anforderung selbst ein (z.B. durch Plus- und Minuszeichen). Du solltest Dich nur bewerben, wenn Du dich in der Lage siehst, einen Großteil der Anforderungen zu erfüllen (als Berufsanfänger solltest Du Dich bspw. nicht unbedingt auf Anzeigen bewerben, in denen mehrjährige Berufserfahrung verlang wird). Als zweiten Schritt ist es wichtig, dass Sie sich zu jeder Anforderung ein Beispiel aus Studium, Praktikum oder Hobby überlegen, welches aufzeigt, dass Du die geforderte Eigenschaft mitbringst.

  1. Qualifizierung des Ansprechpartners

Falls die Anzeige schon älter ist oder kein klares Anforderungsprofil erkennbar ist, ist es empfehlenswert, sich telefonisch an die Personalabteilung zu wenden, um nähere Informationen zu erfragen. Hier solltest Du jedoch nicht unvorbereitet anrufen, denn es kann Dir passieren, dass Du Dich kurz in drei Sätzen vorstellen musst und diese Sätze sollten vorab gut überlegt sein, so dass Du den Ansprechpartner auch für dich gewinnen kannst. Frage unbedingt nach einem konkreten Ansprechpartner, an den Du die Bewerbungsunterlagen richten kannst (Name, Emailadresse, Durchwahl). Dies wirkt persönlicher und zeigt, dass Du Dich um eine gezielte Ansprache bemühst.

  1. Internetrecherche

Studiere im Vorfeld intensiv die Website des Unternehmens und sammele so viele Informationen wie möglich zum Produktangebot, zur Unternehmensgröße, zu den Herausforderungen, vor denen das Unternehmen in dem für Sie relevanten Unternehmensbereich stehen könnte etc. Sehr aufschlussreich ist hierzu meistens die Presse-Rubrik. Mache Dich auch mit den potentiellen Kunden und Wettbewerbern des Unternehmens vertraut.

  1. Struktur des Anschreibens

Wegen der Vielzahl von Bewerbern sind die Auswahlkriterien oft sehr hart – schon ein Rechtschreibfehler zu viel oder eine unglückliche Formulierung kann dazu führen, dass Ihre Bewerbung aussortiert wird. Gestalte Dein Anschreiben daher mit größter Sorgfalt und Konzentration! Das Anschreiben lässt sich grob in 5 Teile untergliedern: Briefkopf, Einleitung, Betreffzeile, Hauptteil, Schluss

  • Teil 1 – Briefkopf: Gib Deinem Bewerbungsdokument ein ansprechendes Layout und führe ähnlich wie auf dem Briefbogen eines Unternehmens alle Kontaktdaten zu Dir auf. Übernehme die Adressdaten des Unternehmens korrekt aus der Anzeige und füge noch den telefonisch erfragten Ansprechpartner ein.
  • Teil 2 – Betreffzeile: In der Betreffzeile solltest Du kurz und knapp aufzeigen, um was es in Deinem Anschreiben geht (Bewerbung um Position …, Ausschreibungsnummer …). Das Wort ‚Betreff’ wird aber nicht mehr hingeschrieben, sondern nur noch die konkrete Überschrift für das Anschreiben.
  • Teil 3 – Einleitung: In die Anrede schreibst Du den vorab indentifizierten Ansprechpartner (stelle sicher, dass Du die korrekte Schreibweise in Erfahrung gebracht hast!). Dann zeige kurz und knapp auf, für welche Position Du Dich bewerben willst und wie Du auf die Position aufmerksam geworden bist.
  • Teil 4 – Hauptteil: Jetzt zeige auf, dass Du verstanden hast, welche Anforderungen an Dich gestellt werden, und dass Du diesen auch mit Deinen fachlichen wie sozialen Kompetenzen gerecht werden kannst. Fassen also zum einen die Anforderungen mit Deinen Worten zusammen, zum anderen transferiere beispielhaft Deine Kompetenzen auf diese Anforderungen (wo hast Du bereits vergleichbare Aufgabenstellungen bewältigt?)

Des Weiteren muss aus diesem Teil klar hervorgehen, warum Du Dich gerade für dieses Unternehmen und diese konkrete Positionen interessierst. Auch hier ist Deine Kreativität gefragt. Hilfreich ist vorab ein kurzes Brainstorming zu Fragen wie, z.B.:

  • Was verbinde ich mit der Branche?
  • Das Unternehmen ist für mich der Inbegriff für?
  • Was macht das Unternehmen – ganz abstrakt formuliert?
  • Wofür ist das Unternehmen bekannt? Was fasziniert mich am Image/ an der Produktwelt/ an der Unternehmenskultur etc.?
  • Was davon deckt sich besonders mit meinen Interessen und Neigungen?

Je besser Du Dich vorab informiert hast, umso leichter wird Dir dieser Teil fallen. Gib dem Ansprechpartner im Personalbereich das Gefühl, dass das Unternehmen Deine erste Wahl wäre – auch wenn natürlich klar ist, dass Du Dich noch bei weiteren Unternehmen bewirbst.

  • Teil 5 – Schlussteil: Auch der Schlussteil hat es nochmals in sich. Oftmals hast Du nur noch Platz für 1-2 Sätze, in denen Du nochmal Dein ernsthaftes Interesse unterstreichen solltest. Fasse hier Deine wichtigsten Fähigkeiten und Eigenschaften kurz und knapp zusammen (warum bist gerade Du am besten für den Job geeignet?). Wenn in der Anzeige um eine Angabe zu den Gehaltsvorstellungen gebeten wird, so solltest Du hierauf eingehen. Dies kann als Stresstest gedacht sein, weil viele Bewerber sich ungern in dieser frühen Phase zum Gehalt äußern. Informiere Dich vorab via Internet oder Presse zu den durchschnittlichen Einstiegsgehältern für die angegebene Position. Vielleicht kannst Du auch in Erfahrung bringen, was das Unternehmen in der Regel für Einstiegspositionen zahlt. du kannst die Frage also bspw. mit folgenden Sätzen parieren: Das nach meinen Informationen branchenübliche Gehalt zwischen 32.000 – 35.000 Euro pro Jahr kann ich mir gut vorstellen. Verweise abschließend noch auf den nächsten Schritt (z.B. Ich freue mich, bald wieder von Ihnen zu hören, oder: über die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch würde ich mich sehr freuen’) und unterschreibe dann per Hand das Anschreiben. Prüfe nochmals gründlich auf Rechtschreibfehler und Kommata. Sind alle Adressdaten des Unternehmens korrekt geschrieben? Ist Deine Bewerbung übersichtlich, aussagekräftig und individuell formuliert? Ist Dein Anschreiben nicht länger als eine Seite? Lasse den Text ggf. durch Ihre Freunde oder Eltern gegenprüfen, bevor Du Deine Bewerbung versendest. Sinnvoll ist es auch, die Bewerbung am nächsten Tag nochmals durchzulesen da hier meist nochmal die ein oder andere Formulierung anders wahrgenommen wird.

Nun sollte Deiner Bewerbung nichts mehr im Wege stehen.

Checkliste Anschreiben:

  •     Adresse, Anrede und Datum sind korrekt?
  •     Die Unterschrift ist von Hand?
  •     Das Anschreiben ist nicht allgemein, sondern speziell für den Betrieb verfasst?
  •     Sind zur besseren Lesbarkeit Absätze eingefügt?
  •     Ist das Anschreiben nicht länger als eine Seite?