Ohne Facebook, Handy und Co – „der schlimmste Tag..“

Für eine weltweite Studie der „Salzburg Academy on Media and Global Change“ und der „Universität Maryland“ verzichten Studenten aus Europa, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika 24 Stunden lang auf Handy, Internet, Radio, Fernsehen und Zeitungen. Auch der Mp3-Player bzw. I-Pod ist für 24 Stunden gestrichen. Das Festnetztelefon ist immerhin erlaubt. Laut der ersten Ergebnisse sind Langeweile, Isolation und Fressattacken nur eine kleine Auswahl der Folgen. Die Wissenschaftler wollen so herausfinden, ob, und wenn ja, wie abhängig unsere junge Generation von Medien ist. So lässt sich herausfinden, wie junge Leute ihren Tagesablauf ohne die gewohnten Informations- und Kommunikationskanäle planen.

Entzugserscheinungen durch Abhängigkeit

Die Pilotstudie der Universität Maryland hat bereits ähnliche Ergebnisse geliefert. Amerikanische Studenten hatten die gleichen Voraussetzungen. Das Ergebnis: Die Studenten fühlten sich aufgrund der Abstinenz von Facebook & Co. „Sehr ängstlich“, „auf Entzug“ oder „extrem kribbelig“. Der Journalismus-Dozent der Bournemouth Universität sowie Betreuer der britischen Studie, Roman Gerodimos, hat bei seinen Probanden Ähnliches beobachten können. „Die Studenten berichten von Entzugserscheinungen, Fressattacken, Nervosität und dem Gefühl, isoliert und abgehängt zu sein. Sie wissen nichts mit sich und ihrer freien Zeit anzufangen“, sagte der Wissenschaftler.

Die Rede ist von „Information-Deprivation-Disorder“ – die sogenannte Informationsmangel-Störung. Übereinstimmend beschrieben die Probanden die 24 Stunden als „unglaublich schwer“, „langweilig“, „frustrierend“ oder „einsam“. Ein Student schrieb gar: „Der schlimmste Tag seit ich an der Uni bin…. Einsamkeit umschließt mich….“

Manche Studenten erkannten bereits nach 90 Minuten, dass das Leben mit den Medien einfach lebenswerter sei, einige erst nach mehreren Stunden. Bei wenigen Probanden führte die Studie aber auch zu positiven Erkenntnissen: „Ich habe drei Stunden aufrecht gesessen, nur mit meinem Buch von der Uni. Das habe ich noch nie getan“, schrieb ein Student. Ein anderer ging gar bei einem Freund vorbei und klingelte an der Tür; andere lasen Romane. „Keine Medien zu nutzen, hat mich zu einem besseren Menschen gemacht. Ich musste rausgehen, die Welt wahrnehmen und mich an Gesprächen wirklich beteiligen“, berichtete ein weiterer Teilnehmer begeistert.

Obwohl die Benutzung des Festnetztelefons erlaubt war, half das manchen jedoch recht wenig. Eine Studentin gab an, sie habe vergeblich auf einen Anruf gewartet. Sie selbst konnte niemanden anrufen, da sie keine Nummer auswendig kenne. Die Testergebnisse erscheinen im Frühjahr 2011. Erste Ergebnisse der britischen Studie könnt ihr übrigens auf dem Forschungs-Blog der Bournemouth University nachlesen.

[Quelle: zeit.de]

 

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