Studium mit Kind
Studium mit Kind – eine Herausforderung!
Bevor Sie diesen Artikel gelesen haben, haben Sie sicher schon viele bzw. einige Artikel über das Studieren mit Kind gelesen. Der erste und der wichtigste Aspekt dabei ist: es ist individuell. Keiner kann Ihnen von außen sagen, ob es eine schlechte Entscheidung ist, während des Studiums ein Kind zu bekommen. Keiner kann Ihnen von außen sagen, ob die Zeit während des Studiums die beste ist, um Kinder zu bekommen. Es hängt von Ihrer Persönlichkeit, Ihrer Einstellung und den gegebenen Umständen ab. Und das macht die Sache individuell. Hinzu kommt auch der Umstand, ob Sie bewusst ein Kind während Ihrer Studienzeit planen oder ob die Schwangerschaft quasi ins Studium hinein platzt. Wer mit Kind studieren möchte, braucht dazu Disziplin und Durchhaltevermögen. Auch wenn im Vorfeld vieles planbar ist: Kinder und wie sie sich verhalten, lassen sich vorab nicht planen. Und wenn es das erste Kind ist kommt auch eine gewisse Portion Unsicherheit am Anfang hinzu und die Erkenntnis, dass Flexibilität unabdingbar ist. Lassen Sie sich vor allem von niemandem unter Druck setzen!
Studienzeit planen
Zwar sind die meisten Studiengänge auf Vollzeit ausgerichtet und auch ein Kind benötigt eine Art 24/7 Betreuung. Auf den ersten Blick unvereinbar, aber machbar. Die erste Frage, die sich stellen müssen ist: was will ich? Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass Ihr Tagesplan nun gestrafft wird. Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass Studenten- und Semesterpartys nun wohl eher weniger zu Ihren Freizeittätigkeiten gehören werden. Nehmen Sie sich bewusst zu Anfang, wenn das Kind auf der Welt ist, ein Urlaubsemester. Dann haben Sie in aller Ruhe sechs Monate Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen. In aller Regel dürfte das dann auch gut gelingen. Es ist durchaus möglich, kleine Kinder mit an die Uni, in Seminare oder Vorlesungen zu nehmen. Alles eine Frage der Absprache aber auch des Temperaments des Kindes. Wenn im Laufe des Aufwachsens eines Kindes auch Unsicherheiten entstehen oder man nicht weiß, wie man mit gewissen Konflikten umgehen kann, kann man durchaus Elternschulkurse oder Elternabende in Kindertageseinrichtungen oder bei öffentlichen Trägern zu spezifischen Themen besuchen. Hier kann man auch Fragen stellen, um vielleicht ein Stück weiter zu kommen. Oft ist es auch erleichternd wenn man auf solchen Elternabenden in andere Eltern trifft, die dieselbe Problematik haben und man merkt, dass man mit den Unsicherheiten nicht alleine ist.
Zeitmanagement ist das A und O
Ich habe während meines Studiums noch im Vordiplom mein drittes Kind bekommen. Die Semesterferien habe ich dann genutzt, um mit den nun drei Kindern einen Rhythmus zu finden. Schon während der Schwangerschaft habe ich den Kleinen in einer Kindertageseinrichtung angemeldet. Zu Anfang habe ich ihn an die Uni mitgenommen, da ich voll gestillt habe. Das war problemlos machbar. Natürlich habe ich zu der Zeit nicht vier oder sechs Stunden am Stück täglich an der Uni verbracht, sondern habe mir das Semester mit jeweils einer Vorlesung oder einem Seminar am Tag eingeteilt. Von Anfang an des Semesters sahen meine Tage so aus, dass ich an der Uni war, Haushalt gemacht habe und abends, wenn die Kinder im Bett waren, von etwa 20 Uhr ab 2-4 Stunden je nach Aufkommen gelernt habe oder Hausarbeiten verfasst habe. Während meines ganzen Studiums habe ich nie auch nur eine Semesterparty oder Studentenparty besucht, dafür habe ich mein Studium in 13 Semestern absolviert; die damalige durchschnittliche Studienzeit meines Faches lag bei 16 Semestern. Wichtig ist ein gutes Netzwerk, das aus Partner, Eltern, Großeltern oder einem Platz in einer Kindertageseinrichtung bestehen kann. Auch Tagesmütter bieten sich an oder man schließt sich mit anderen Müttern an der Uni zusammen, um die Kinder gegebenenfalls wechselseitig zu betreuen. Wenn es mal ganz eng wird und man merkt, dass man in einer Prüfungszeit oder beim Verfassen einer Hausarbeit zeitlich den Rahmen überschreiten wird, sollte man sich nicht scheuen, direkt das Gespräch mit den Professoren zu suchen.
Es gibt immer einen Weg.
Dipl. Psych. Carola Hoffmann | Die Psychologischepraxis | Saarbrücken